PRESSEMITTEILUNG
Osnabrück, 16.5.2024

Anlässlich eines Vortrages zur Reform des Bereitschaftsdienstes in Niedersachsen warnt der Vorsitzende der Ärztekammer Osnabrück vor Qualitätseinbußen durch Reform des Bereitschaftsdienstes – Versorgungssicherheit in der Fläche gefährdet

Im Rahmen der aktuellen Reformüberlegungen zum ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) in Niedersachsen äußert sich die Ärztekammer Osnabrück mit großer Sorge über die geplanten Einsparmaßnahmen und Zentralisierungen. Die vorgesehene Reduzierung von 67 auf nur noch 33 Bereitschaftsdienstpraxen bei gleichzeitiger Bündelung in lediglich acht Versorgungsregionen stellt eine massive Herausforderung für die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung dar.

„Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist ein essenzieller Bestandteil der medizinischen Grundversorgung – insbesondere an Wochenenden und nachts. Eine solch drastische Ausdünnung gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem,“ warnt Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Ärztekammer Osnabrück.

Laut aktueller Planung müssen landesweit etwa 182.000 Euro pro Woche aufgebracht werden, um ärztliche Leistungen außerhalb der Regelversorgung sicherzustellen. Der Einsatz von Dienstleistern wie z. B. Johannitern für den Fahrdienst kostet dabei allein rund 4,5 Millionen Euro jährlich. Darüber hinaus sollen künftig 8 Ärzte parallel am Wochenende, darunter jeweils einer in der Nacht, im Einsatz sein. Zur Deckung des Bedarfs sind pro Woche 325 Stunden durch Teleärzte vorgesehen – eine Maßnahme, die vorrangig unter Kostengesichtspunkten geplant wurde, jedoch große ethische und qualitative Fragen aufwirft.

Hinzu kommt der personelle Engpass: Es mangelt an ausreichend Rettungsassistenten und medizinischen Fachangestellten (MFA) für aufsuchende Dienste. Ein Qualifizierungsprogramm für MFA wird vorgeschlagen, doch angesichts der aktuellen Lage droht auch dieses zu kurz zu greifen.

„Wir brauchen keine Entlastung auf dem Papier, sondern funktionierende Strukturen vor Ort. Wenn Ärzte durch Überlastung aus dem Bereitschaftsdienst aussteigen und Patienten die Anfahrtswege nicht mehr bewältigen können, ist niemandem geholfen“, so Dr. Grüner.

Die Ärztekammer Osnabrück fordert eine ehrliche Bedarfsanalyse und die konsequente Einbindung der Ärzteschaft in die Reformplanung. Effizienzsteigerungen dürfen nicht zulasten der Patientensicherheit und der Arbeitsbedingungen des medizinischen Personals gehen.