Haben Praxen bald mittwochs geschlossen?
Ärzte aus Osnabrück reagieren zurückhaltend
Von Monika Vollmer | 06.01.2023
Die Mittwochnachmittage gehören meist nicht zu den traditionellen Kernzeiten. Zahlreiche Arztpraxen nutzen die Stunden für praxisorganisatorische Dinge und sind in dieser Zeit für Patienten geschlossen. Geht es nach einem Vorschlag des Bundesvorsitzenden des Virchowbunds, Dirk Heinrich, könnte demnächst sogar der komplette Mittwoch als Behandlungstag wegfallen.
Am 3. Januar rief der Verband in Berlin dazu auf, den Praxisbetrieb auf eine Viertagewoche umzustellen. Als Gründe nannte er ausufernde Bürokratie sowie enormen Kostendruck in Praxen durch steigende Energiekosten und Inflation. Gleichzeitig reiche die Vergütung nicht aus, unter anderem aufgrund knapper Budgets, Streichung der Neupatientenregelung sowie eines schlechten Ergebnisses bei den Finanzverhandlungen mit den Krankenkassen.
„Die Politik stützt zwar richtigerweise die Kliniken, vergisst aber die ambulante Medizin, die erheblich unter der Inflation und den gestiegenen Energiepreisen leidet“, sagt dazu Dr. Steffen Grüner, niedergelassener Arzt und Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen. Die zwei Prozent plus an höheren Honoraren, die in Verhandlungen mit den Krankenkassen erreicht worden sind, hält auch er für unzulänglich:
„Die zwei Prozent werden von acht bis zehn Prozent Inflation leider aufgefressen.“
Parallel weist der Osnabrücker Bezirksstellen-Vorsitzende darauf hin, dass Mediziner im privatärztlichen Bereich immer noch eine Gebührenordnung aus dem Jahr 1996 hätten. Zudem seien im ambulanten Sektor in den vergangenen 20 Jahren etwa 30 Milliarden Euro durch Regresse und Honorarkürzungen eingespart worden.
Zeichen gegen ausufernde Bürokratie
„Circa 60 Arbeitstage pro Jahr werden nur für Anfragen, Dokumentationen und Qualitätssicherung aufgewendet“, kritisiert Grüner eine in seinen Augen sowohl im Pflege- wie auch im ärztlichen Betrieb überbordende Bürokratie. Die damit verbundene Arbeit bleibe zum größten Teil an den Ärzten selbst hängen.
Grüner unterstützt deshalb ausdrücklich den Vorschlag des Virchowbunds. Einige andere von unserer Redaktion angefragte und niedergelassene Haus- und Fachärzte aus Osnabrück und den Umlandkommunen halten sich dagegen mit einer Meinung noch zurück. Sie hätten von den Plänen gerade erst aus der Presse erfahren und wollten zunächst noch abwarten.
Mittwoch für Bürokratie und Fortbildung
Geht es nach dem Vorschlag des Verbands, solle die ambulante Versorgung an vier Tagen stattfinden und der Mittwoch zur Bewältigung der Bürokratie sowie zur Fortbildung genutzt werden. Eine Versorgung von Akutfällen würde ein Bereitschaftsdienst übernehmen, ähnlich wie an den Wochenenden.
Für Grüner ist klar, dass keine Härten für Patienten aufkommen dürfen. „Die Fehler der Politik im Gesundheitsbereich dürfen nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Patienten und Ärzte sollten hier gemeinsame Wege gehen, um die desolate Politik wieder auf den richtigen Weg zu bringen.“
https://www.noz.de/.../mittwochs-geschlossen-osnabruecker...
Die Mittwochnachmittage gehören meist nicht zu den traditionellen Kernzeiten. Zahlreiche Arztpraxen nutzen die Stunden für praxisorganisatorische Dinge und sind in dieser Zeit für Patienten geschlossen. Geht es nach einem Vorschlag des Bundesvorsitzenden des Virchowbunds, Dirk Heinrich, könnte demnächst sogar der komplette Mittwoch als Behandlungstag wegfallen.
Am 3. Januar rief der Verband in Berlin dazu auf, den Praxisbetrieb auf eine Viertagewoche umzustellen. Als Gründe nannte er ausufernde Bürokratie sowie enormen Kostendruck in Praxen durch steigende Energiekosten und Inflation. Gleichzeitig reiche die Vergütung nicht aus, unter anderem aufgrund knapper Budgets, Streichung der Neupatientenregelung sowie eines schlechten Ergebnisses bei den Finanzverhandlungen mit den Krankenkassen.
„Die Politik stützt zwar richtigerweise die Kliniken, vergisst aber die ambulante Medizin, die erheblich unter der Inflation und den gestiegenen Energiepreisen leidet“, sagt dazu Dr. Steffen Grüner, niedergelassener Arzt und Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen. Die zwei Prozent plus an höheren Honoraren, die in Verhandlungen mit den Krankenkassen erreicht worden sind, hält auch er für unzulänglich:
„Die zwei Prozent werden von acht bis zehn Prozent Inflation leider aufgefressen.“
Parallel weist der Osnabrücker Bezirksstellen-Vorsitzende darauf hin, dass Mediziner im privatärztlichen Bereich immer noch eine Gebührenordnung aus dem Jahr 1996 hätten. Zudem seien im ambulanten Sektor in den vergangenen 20 Jahren etwa 30 Milliarden Euro durch Regresse und Honorarkürzungen eingespart worden.
Zeichen gegen ausufernde Bürokratie
„Circa 60 Arbeitstage pro Jahr werden nur für Anfragen, Dokumentationen und Qualitätssicherung aufgewendet“, kritisiert Grüner eine in seinen Augen sowohl im Pflege- wie auch im ärztlichen Betrieb überbordende Bürokratie. Die damit verbundene Arbeit bleibe zum größten Teil an den Ärzten selbst hängen.
Grüner unterstützt deshalb ausdrücklich den Vorschlag des Virchowbunds. Einige andere von unserer Redaktion angefragte und niedergelassene Haus- und Fachärzte aus Osnabrück und den Umlandkommunen halten sich dagegen mit einer Meinung noch zurück. Sie hätten von den Plänen gerade erst aus der Presse erfahren und wollten zunächst noch abwarten.
Mittwoch für Bürokratie und Fortbildung
Geht es nach dem Vorschlag des Verbands, solle die ambulante Versorgung an vier Tagen stattfinden und der Mittwoch zur Bewältigung der Bürokratie sowie zur Fortbildung genutzt werden. Eine Versorgung von Akutfällen würde ein Bereitschaftsdienst übernehmen, ähnlich wie an den Wochenenden.
Für Grüner ist klar, dass keine Härten für Patienten aufkommen dürfen. „Die Fehler der Politik im Gesundheitsbereich dürfen nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Patienten und Ärzte sollten hier gemeinsame Wege gehen, um die desolate Politik wieder auf den richtigen Weg zu bringen.“
