
Die Apothekerkammer in Niedersachsen hat jetzt bestätigt: Bald werden landesweit Modellprojekte zur Grippeschutz-Impfung in Apotheken anlaufen. Noch in diesem Jahr sollen Schulungstermine stattfinden, um Apotheker entsprechend zu qualifizieren. Hierzu die PM der Bez. Osnabrück
P R E S S E I N F O R M A T I O N
Osnabrück, den 8. September 2020.
Keine Grippeimpfung in der Apotheke:
Mit bestehenden Infekten und Impfreaktionen können die Apotheker nicht allein gelassen werden!
Dr. med. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen, warnt davor, Grippeschutzimpfungen in Apotheken durchzuführen: „Die Apotheken können das Impfen im Gegensatz zur
Ärzteschaft nicht entsprechend begleiten.“
Bereits im Masernschutzgesetz aus diesem Frühjahr hat die Bundesregierung festgelegt, dass deutsche Apothekerinnen und Apotheker impfen dürfen. Durch diese Maßnahme soll die im Durchschnitt in Deutschland in den vergangenen Jahren erzielte Impfrate bei Grippeschutzimpfungen von etwa 35 Prozent bei den über 60-Jährigen erhöht
werden. Die Zielvorgaben der Europäischen Union sehen bei dieser Altersgruppe eine Impfquote von 75 Prozent vor.
Trotzdem betrachtet die Ärztekammer Niedersachsen diese Impf-Strategie keineswegs als Lösung: „Die Apotheken können das Impfen im Gegensatz zu uns Ärztinnen und Ärzten nicht entsprechend begleiten“, warnt Dr. med. Steffen
Grüner, Vorsitzender der ÄKN-Bezirksstelle Osnabrück. Werde die Grippeschutzimpfung gleichzeitig von der Ärzteschaft und den Apotheken angeboten, könnten daraus unter anderem Engpässe bei den Impfstoffen
entstehen, da die Berechnungen der benötigten Mengen derzeit über die Ärzteschaft erfolgen.
„Außerdem kann es zu Impfreaktionen kommen“, weist Grüner hin. Schwerwiegende sogenannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Impfungen wie etwa allergische Reaktionen seien zwar selten, könnten aber
bei jedem Patienten auftreten: „Der Schweregrad reicht von milder Lokalreaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock.“ Dann müsste in der Apotheke auf jeden Fall eine Ärztin oder ein Arzt hinzugerufen werden: „Das macht den Vorgang unnötig kompliziert und gefährlich.“ Ohnehin sei wichtig, im Vorfeld zu klären, ob der zu Impfende an einem akuten Infekt leide und zu diesem Zeitpunkt besser nicht geimpft werden sollte, so Grüner. Sonst könne es zu Nebenwirkungen mit den Symptomen einer Erkältung – Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen – kommen.
Das Impfverhalten hänge von vielen Faktoren wie zum Beispiel „Vertrauen“ ab, erklärt der Bezirksstellenvorsitzende Grüner. „Aber ich sehe nicht, dass eine Maßnahme wie das ,Impfen in Apotheken‘ an der grundsätzlichen Impfbereitschaft etwas ändert.“